Freitag, 7. September 2012

Hape Kerkeling (1964 ff)

Hape (Hans-Peter Wilhelm) Kerkeling war schon als jugendlicher Ulkmacher im TV zu sehen. Das fand ich allerdings damals und finde ich noch heute ätzend. Auch seine Filme haben mich nicht interessiert. Auch kippt sein Humor für meinen Geschmack zuweilen zu tief ins Platt-Derbe. Etliche seiner Figuren und Bühnennummern als reiferer Komiker sind davon jedoch nicht auf unlustige Weise betroffen und gefallen mir sehr. Die Figur Horst Schlämmer finde ich genial. In sie ist auch das Derbe gut eingebettet. Zu Horst Schlemmer möchte ich "Gisela" empfehlen, ein Musik-Video, in dem Horst Schlämmer in einer Kneipe versucht eine Frau namens Gisela (ebenfalls gespielt von Hape) anzubaggern. Frauen, die schon mal allein in Eckkneipen des alten Schlags gesessen haben, werden gemachte Erfahrungen, Atmosphäre und Gesichter in dem Video wiedererkennen.

Ich finde von Hape Kerkeling auch "Hurz" sehr gelungen. Hape trug damals verkleidet als angeblich polnischer klassischer Musiker, zusammen mit einem Pianisten einem kunstinteressierten Publikum in vollem Ernst ein angeblich klassisches zeitgenössisches Musikstück vor, das aber blanker Unsinn war. Die Reaktionen der Hinters-Licht-Geführten waren interessant. Sie bezweifelten nicht, dass die beiden polnische Musiker waren und sie das Stück ernst meinten und versuchten es zu verstehen oder blieben in ihrer Kritik zumindest sehr höflich. - Bei den Ausstrahlungen im TV wurden zu den Reaktionen Lacher eingeblendet, die sicherstellten, dass auch dumme TV-Zuschauer merkten, dass diese Reaktion witzig ist, wenn man weiß, dass das Musikstück nicht ernst gemeint ist.
Ich persönlich fand die Reaktionen und Fragen aber gut. Die Kunstinteressierten mussten ja davon ausgehen, dass es ernst gemeint war und wenn man etwas, das unüblich ist, verstehen will, muss man eben offen dafür sein. Welches Fazit man letztlich zieht, ist damit nicht gesagt.



Ute Ziemes, privat.utez.de,

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